Teil 1

Hexenhaus (Lebkuchenhaus)

Das Lebkuchenhaus war in meiner Kindheit ein fester Bestandteil von Weihnachten. Das Christkind in Form meines Opas hat es uns jedes Jahr gebacken. – Jahre später hab ich mich selber an das Projekt gewagt und versucht das alte Rezept so gut es geht zu rekonstruieren und nun ist es bei uns fester Bestandteil von Weihnachten und wird, kaum dass es irgendwann in Januar aufgegessen ist, schon wieder vom Christkind geordert.

Jede Familie hat zu Weihnachten ihre festen Traditionen, ohne die das Weihnachtsfest nicht perfekt wäre. Bei uns ist es das Hexenhaus, aus Lebkuchen. Schon mein Opa hat es mir, als ich noch ein  kleines Kind war zu Weihnachten gebacken. Ein Weihnachten ohne Lebkuchenhaus war für mich nicht denkbar, und allein der würzige Lebkuchen-Geruch ist für mich fest verankert mit dem Fest.

Da mein Opa Konditor war hatte er sämtliche Rezepte im Kopf. Die spärlichen Aufzeichnungen die es von Ihm gibt sind allein Zutatenlisten und sehr oft fehlt auch noch die genaue Mengenangabe. Ich hab einige Versuche gebraucht, bis das Ergebnis so war, wie ich es in Erinnerung habe, jetzt bin ich aber ganz zufrieden damit und mache beim Hexenhaus backen eine große Ausnahme – ich backe nämlich gar nicht gerne – aber Weihnachten ohne Hexenhaus geht halt auch nicht.

Dies ist der erste Teil vom Hexenhaus – Hexenhaus Teil 2 findet ihr hier

Ein Hexenhaus bäckt man nicht an einem Tag, zwei lange Abende sollte man sich dafür reservieren. Es gliedert sich in 3 Bauabschnitte:

1. Rohbau aus Lebkuchen
2. Zusammenbau und backen der Wibele für die Dachverzierung
3. Dekoration mit Plätzchen Süßigkeiten und gaaanz viel Zuckerguss

Schritt eins und zwei schafft man meistens noch am ersten Abend, das Dekorieren sollte man sich dann für den nächsten Abend aufheben, wenn man wieder eine ruhige Hand hat.

Also fangen wir an. Als erstes machen wir die Lebkuchen:

Lebkuchen

Vorbereitungszeit: 40 Minuten
Zubereitungszeit: 20 Minuten
Gesamtzeit: 1 Stunde
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Zutaten

  • 500 g Honig
  • 200 g Zucker
  • 4 Eier
  • 3 TL Lebkuchengewürz Nelken, Piment, Cardamon, Muskat, Zimt, Pfeffer
  • 200 g gemahlene Mandeln
  • 1 kg Mehl
  • 4 TL Backpulver

Anleitungen

  • Den Honig im Wasserbad erwärmen, so dass er flüssig wird. Den Zucker dazugeben und unter rühren auflösen. Dann das Lebkuchengewürz dazugeben.
  • Die restlichen Zutaten dazugeben und zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Kurz ruhen lassen (ca. 30 Minuten). Den Teig 1 cm dick ausrollen und die Wände des Hexenhauses ausschneiden.
  • Der restliche Teig wird zu einer Grundplatte ausgerollt. Auf dieser wird das Lebkuchenhaus errichtet.
  • Bevor die Lebkuchen gebacken werden die Oberfläche mit einer Gabel einstechen, damit sie sich nicht zu sehr aufbläht.
  • Bei 180°C (Ober-Unterhitze) ca. 20" Minuten backen.

Notizen

Die fertigen Lebkuchen abkühle lassen. Evtl. die Kanten etwas nachschneiden wenn diese sich zu stark gerundet haben. (Aber denkt daran, dass ein Hexenhaus von Natur aus krumm und schief ist, also nicht zu perfektionistisch sein.)

Währen die Wände abkühlen kümmern wir uns um die Dachverzierung. Hierfür backen wir Wibele

Wibele

Wibele sind eine schwäbische Spezialität und werden aus Biskuitteig hergestellt. Es braucht etwas Geduld dieses kleine Gebäck herzustellen, aber für unser Hexenhaus gibt es keine Alternative da muss man durch ;)

Wibele

Vorbereitungszeit: 1 Stunde
Zubereitungszeit: 30 Minuten
Gesamtzeit: 1 Stunde 30 Minuten

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Zutaten

  • 2 Eier
  • 50 g Zucker
  • 65 g Mehl
  • 25 g Stärkemehl
  • !/2 Vanillestange
  • 1 Messerspitze Backpulver

Anleitungen

  • Eier trennen. Eigelb mit 2/3 des Zuckers und dem Vanillemark sehr gut schaumig schlagen. Das Eiweiß in einer sauberen Schüssel zu steifen Schnee schlagen. Den restlichen Zucker langsam einrieseln lassen und weiter schlagen, bis eine sehr steife glänzende Masse entsteht. Der Eischnee ist erst fertig, wenn er in der Schüssel hängen bleibt, wenn man diese umdreht (das kann aber auch schief gehen, daher ist die Schnittmethode besser geeignet.) Wenn man den Eischnee mit einem Messer einschneidet darf sich der Schnitt nicht sofort wieder schließen.
  • Die Eigelbmasse auf den Eischnee geben, Mehl, Stärkemehl und Backpulver vermischen und darüber sieben (das Mehl muss wirklich sehr fein sein). Dann alles zusammen vorsichtig unterheben. (nicht rühren!!) Es muss ein lockerer leichter Teig entstehen, der sofort mit einem Spritzbeutel (mit einer feinen Tülle) auf ein Backblech gespritzt wird.
  • Damit die Wiberle die richtige Form erhalten spritzt man zwei erbsengroße Tropfen nebeneinander auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech. Die Tropfen laufen ineinander und ergeben nach dem Backen die Form einer Acht, oder Schuhsohle.
  • Ein Wiberle sollte nicht länger als 1.5 - 2 cm lang sein. Das ist eine echte Geduldsprobe, aber nach dem zweiten Blech hat man den Schwung raus ;)
  • Die Wieberle werden bei ca. 160°C (Ober Unterhitze) ca. 10 Minuten gebacken, bis sie hellgelb sind.

TIP:
Den Teig bekommt man am Besten in den Spritzbeutel, wenn man diesen in ein Weißbierglas stellt und zur Hälfte umstülpt. Dann den Teig mit einem Teigspachtel hineingeben, den Spritzbeutel wieder zurück stülpen und vorsichtig nach unten streichen.


Jetzt könne wir langsam mit dem Zusammenbauen beginnen. Zum zusammenkleben verwenden wir Zuckerguss.

Der Zuckerguss

 

Zuckerguss

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Zutaten

  • 2 TL Eiweiß
  • 3-4 Tropfen Zitronensaft
  • 100 g Puderzucker

Anleitungen

  • Eiweiß zusammen mit dem Puderzucker und dem Zitronensaft zu einer steifen glänzenden Masse verrühren. Die Zuckerglasur darf nicht fließen, evtl. noch etwas Zucker zugeben.

Die Lebkuchenwände mit dem Zuckerguss zusammenkleben. Mit Zahnstochern kann man die Wände gut abstützen bis der Zuckerguss fest ist. Der Dachgiebel und die Häuserecken werden mit Wiebele beklebt.
Die Dachkante dick mit Zuckerguss bestreichen und mit einem Zahnstocher vorsichtig nach unten ziehen so dass Eiszapfen entstehen.

Ich mach an dieser Stelle immer Pause und lass das Haus über Nacht trocknen.

Morgen geht’s weiter mit der Dekoration und dem geheimen Vanillebrezen Rezept meines Opas.