Sake Pairing in der japanischen Botschaft | Am 05. Februar diesen Jahres waren wir Gäste in der Botschaft von Japan in unserer Bundeshauptstadt Berlin. omoxx hatte die besondere Ehre zu dem Event „Sake-Pairing“ veranstaltet von Ueno Gourmet und der Botschaft von Japan eingeladen zu werden. Diese Veranstaltung stellte sich nicht nur als eine echte Perle für die Verbreitung von Sake in Deutschland dar sondern hat auch unsere Erwartungen an dieses Event bei Weitem übertroffen.
Don’t call it „ricewine“
Sake, ein bisschen Hintergrundwissen: Sake ist weder Wein noch Bier – der Begriff „Reiswein“ lässt mich jedes Mal erschaudern. Produktionstechnisch ähnelt Sake mehr dem Bier, vom Alkoholvolumen (ca. 15% – 20%) mehr dem Wein. Dennoch sollte „Sake“ als Sake bezeichnet werden und auf keinen Fall als Reiswein. Weder der alkoholische Fermentationsprozess des Reises noch die Geschmackskomponenten (beim Wein ca. 300 bei der Sake ca. 500(!)) sind identisch. Ja, Wein ist ein idealer Essensbegleiter und dies ist auch Sake – und dann hören die Gemeinsamkeiten auch schon fast auf. Doch auch wenn Sake beim Food-Pairing in der gehobenen Gastronomie ganz langsam ein wenig mehr Aufmerksamkeit erhält (Dank Tim Raue, Anand Gaggan und anderer Spitzengastronomen), so ist Sake vielmehr als „nur“ ein idealer Essensbegleiter (für Sushi & Co).
2000 Jahre Brautradition in Japan
Sake hat nicht nur eine über 2000-jährige Brautradition, er spiegelt auch das Lebensgefühl Japans wieder und untermauert die Hingabe, die Präzision und das Ikigai der japanischen Gesellschaft. Von den ehemals mehreren tausenden Sake-Brauereien gibt es heute noch etwa 1.300 familiengeführte Unternehmen. Auch wenn über die Zeit die Anzahl der Sake-Brauereien eher rückläufig ist, so ist es interessant, dass einige von ihnen (vor allem auch jüngere) nicht nur althergebrachte Brauerei-Tradition pflegen, sondern auch innovative Marketingstrategien pflegen, um sich dem eher konservativen Sake-Image zu entledigen.
Sake Fakten 1:
Interessant ist, dass Sake beispielsweise in den USA (zumindest der Westküste) auf mehr und mehr Interesse stößt und mittlerweile sogar US-amerikanische und kanadische Unternehmen Sake in Japan produzieren lassen.
Sake Fakten 2:
Einen tollen Einblick in den anspruchsvollen Herstellungsprozess von Sake und das nicht immer einfache Leben eines Toji (Sake-Barumeisters) und der Brauereiangestellten findet ihr in dem Film „The Birth of Sake“ (bei Netflix).
Sake Fakten 3:
Der größte Anteil der heute hergestellten und getrunken Sake macht immer noch die sogenannte Nicht-Premium-Sake aus (ca. 69%). Wer allerdings richtig guten Sake genießen will, sollte auf Premium-Sake, wie bspw. Junmai Sake (ohne Zugabe von zusätzlichem Alkohol) oder Honjozo, Ginjo oder Daiginjo Sake (Zugabe von Brauerei-Alkohol) zurückgreifen.
Sake Fakten 4:
Die Qualität von Sake wird maßgeblich von den Zutaten (Reis, Koji, Hefe und Wasser) sowie dem Poliergrad des Reises bestimmt. Im allgemeinen (!) kann man sagen, dass die Qualität der Sake mit dem Poliergrad des Reises korreliert. Interessant außerdem: bei keinem anderen Getränk der Welt korreliert der Preis des Produktes so stark mit seiner Qualität, wie bei der Sake.
Sake Fakten 5:
Wer sich etwas intensiver mit dem Thema „Sake“ auseinander setzen will, dem empfehlen wir zwei gute Bücher. Ersten, „Sake Confidential“ von John Gautner (in englischer Sprache) und zweitens, „SAKE – Elixier der japanischen Seele“ von Yoshiko Ueno-Müller. Von letzterem werden wir ein Exemplar über unseren Blog zur Verfügung stellen
Über das Event
Wenn man sich vor Augen hält wie außergewöhnlich Sake ist, dann könnt ihr Euch sicher vorstellen, warum wir so für dieses besondere Getränk „brennen“ und verstehet, warum uns die Einladung zum Sake-Pairing in die Botschaft von Japan in Berlin so besonders erfreut hat. Für ca. 100 geladene Gäste gab es nicht nur einen Nachmittag lang ein tolles Rahmenprogramm mit Vorträgen und Sake-Pairing sondern auch ca. 100 verschiedene SAKE, die zur Verkostung anstanden.
Das was UENO Gourmet zusammen mit der Botschaft von Japan in Berlin hier auf die Beine gestellt haben, kann nur als außergewöhnlich und ambitioniert bezeichnet werden. Im Sinne eines „When East meets West“, trafen hier japanische Gaumenfreude auf europäische Lebensfreude und was sollte hierbei dann schon schief gehen.
Leider konnte uns nicht wie angekündigt der japanische Botschafter Takeshi Yagi begrüßen, – dieser musste unseren Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier auf einer Geschäftsreise begleiten – doch war die Begrüßung durch den stellvertretenden Botschafter Yasushi Misawa umso herzlicher. Misawa-san sollte Recht behalten, als er bei seiner Begrüßung herausstellte, dass Botschafter Yagi-san etwas entgehen würde, auf das er sich nun umso mehr freut. In der Tat entging Takeshi Yagi einiges: von einem wunderschönen Einführungsvortrag zum Thema „Sake-Produktion und -Markt in Europa“ von Yoshiko Ueno-Müller von UENO Gourmet über den Genuss-mit-allen-Sinnen-Vortrag von Markus Del Monego zum Thema „Sake-Pairing“ bis hin zum Cocktail-Vortrag von Arnd Heißen von der „Curtain Club Bar“ des Ritz Carlton Hotels in Berlin…ganz zu schweigen von den zahlreichen Genusshighlights bei der abschließenden Sake-Verkostung.
Geballte Sake Kompetenz
Für mich ist es einfach nur schön zu sehen, wieviel Zeit, Aufwand und Herzblut Yoshiko Ueno-Müller zusammen mit ihrem Mann Jörg Müller in das Bekanntmachen von Sake in Deutschland und Europa stecken. Ueno-Müller-san ist nicht nur IHK Sommeliére, SAKE SAMURAI, Master of Sake Tasting, Sake Expert Assessor und Sake Educator sondern auch Mitbegründerin von UENO Gourmet, ein Unternehmen das sich unter anderem auf den Vertrieb von Permium-Sake in Europa spezialisiert hat. Ich hoffe, dass sich andere von diesen ambitionierten Zielen anstecken lassen. Einer dieser „jungen wilden deutschen Sake Botschafter“ ist Maximilian Fritzsch, Gründer und Geschäftsführer von TOKURI, der auch als Aussteller und Ansprechpartner mit auf dem Event dabei war. Interessanterweise agieren die beiden Unternehmen zwar im Markt als Wettbewerber aber immerhin verfolgen sie ein gemeinsames Ziel: den Deutschen und den Europäern Sake näher bringen zu wollen.
Was passt zu Sake
Hervorheben möchte ich auch noch einmal den Hauptvortrag des Nachmittags „Sake-Pairing“ von Markus Del Monego. Diejenigen, die sich in der Weinwelt auskennen, werden den deutschen Star der Weinwelt Del Monego mit Sicherheit kennen. 1998 wurde Del Monego zum Weltmeister Sommelier gekürt, im gleichen Jahr mit dem Titel „Master of Sake“ ausgezeichnet, in 2003 zum Master of Wine ernannt, ist amtierender Vizepräsident der Sommelier-Union Deutschland e. V., Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens CaveCo und als wenn das noch nicht schon genug wäre, auch noch bei der Deutschen Lufthansa für das Weinsortiment in der Business- und Firstclass verantwortlich.
Markus Del Monego ist nicht nur äußerst umtriebig sondern auch einer der wenigen deutschen Sommeliers, die sich neben dem Wein auch der Sake verschrieben haben. Diese Begeisterungsfähigkeit für das japanische Getränk konnte man deshalb auch sehr gut in seinem Vortrag spüren. Doch halt – Vortrag -, eigentlich war es weniger ein Vortrag als vielmehr ein „Essen und Trinken auf Kommando“, wie er es selber nannte. Begleitet wurde dieses von einer Vielzahl von gustatorischen Eindrücken und Geschmackerlebnissen sowie zahlreichen Informationen zu Sake, Food-Pairing und Geschmacksgegensätzen. Insgesamt wurden drei verschiedene Speisen – Carpaccio von der Meerbrasse, überbackenen Jakobsmuscheln und Roastbeef mit Sauce Japonese – serviert und zu jedem Gericht gab es zwei unterschiedliche Sake als Begleitung und Degustation dazu. Der interessierte kulinarische Connaisseur konnte dann selber entscheiden, welche der beiden Sake er zu dem jeweiligen Gericht bevorzugen würde. Wie Markus Del Monego treffend herausstellte, gibt es hier oftmals kein richtig oder falsch sondern lediglich eine persönliche Präferenz. Generell ist es überraschend wie unglaublich gut Sake mit vielen Gerichten (nicht nur japanischer Natur) harmoniert und dass selbst ein europäischer Käse Sake lieben kann. Natürlich gilt auch hier, wie bei den meisten Pairing-Getränken, Sake ist nicht gleich Sake und bedarf schon ein wenig Fachwissen, um den „richtigen Fit“ zu finden – nicht immer so einfach bei den etwa 500 Geschmacksausprägungen, die Sake haben kann. Natürlich sind wir nicht alle kleine Markus Del Monegos und deshalb gilt auch hier für uns: Übung und Probieren macht den Meister. Ich versichere euch diese Übung und dieses Probieren ist eines meiner liebsten Hobbies.
Fazit
Uns hat dieses Genuss-Event sichtlich viel Spaß bereitet und wir hoffen, dass es nicht das letzte seiner Art war. Ganz herzlich möchten wir uns noch einmal bei der Botschaft von Japan und ausdrücklich bei Yoshiko Ueno Müller sowie ihrem Mann Jörg Müller von UENO Gourmet bedanken, die augenscheinlich ganz viel Herzblut in diese tolle Veranstaltung – ich neige schon dazu „Projekt“ zu sagen – gesteckt haben. Wir hoffen, dass die Sake-Pairing Veranstaltung in Berlin dazu beigetragen hat, dass mehr Menschen von dem Lebensgefühl SAKE infiziert werden konnten.
Wir als omoxx werden unseren Pfad der europäischen Sake Botschafter unbehelligt weiterverfolgen und können nur jedem raten, der bislang keinen Kontakt zu Sake hatte, unbedingt dieses „Elixier der japanischen Seele“ zu probieren bzw. zu verkosten. Bitte spendiert etwas mehr Geld und greift hierbei zu einer Premium Sake – ihr werdet überrascht sein über die Vielschichtigkeit von SAKE!
In diesem Sinne: KAMPAI!
Auch wenn in Europa Sake immer noch ein Schattendasein fristet, wird er nicht müde dieses besondere und vielfach unterschätzte Getränk anzupreisen. Seine japanischen Kollegen und Geschäftspartner beeindruckt immer wieder sein fundiertes Fachwissen. Doc Joe RG bedauert sehr, dass dieses sehr aufwändig produzierte alkoholische und geschmacklich so komplexe Getränk aus Reis in Europa noch nicht den Stellenwert hat, denn es zweifelsohne verdient. Bei omoxx setzt er alles dran, Thomas in die Welt der Sake einzuführen um gemeinsam die „Botschaft Sake“ nach außen zu tragen.