Es ist kurz vor Ostern, Karwoche, Zeit für eine kurze Pause von der Arbeit. Es gibt einen Ort, an den kehre ich immer wieder gerne zurück, wenn ich für ein paar Tage der Hektik und dem Alltag entfliehen möchte. Dieser Ort liegt in Südtirol oberhalb von Bozen auf knapp 1400 Meter über dem Meer am Ende einer engen gewundenen Straße.
Hier auf dem Salten herrscht Ruhe, vor allem jetzt eine Woche vor Ostern. Es sind noch nicht viele Wanderer unterwegs und auch die Mountainbiker haben ihre Räder noch nicht fit gemacht für die Saison. Für mich ist das aber genau der richtige Ort, hier kann man die Seele baumeln lassen und wunderschöne Löcher in die Luft starren.
Die besondere Atmosphäre rührt auch daher, dass man sich als Gast sofort herzlich aufgenommen fühlt. Ehwald und Anja die Wirtsleute führen den Gasthof zusammen mit Manuel ihrem ältesten Sohn. Anja betreut die Gäste, Manuel kümmert sich um die Küche und Ewald sorgt dafür, dass alles läuft und kümmert sich um die Pferde und die Tagesausritte.
Zu dem Gasthof gehört auch eine Pizzeria, die aber jetzt außerhalb der Saison noch geschlossen ist. Schade, ich hatte mich schon sehr auf die Pizza gefreut die hier noch in einem alten Steinofen gebacken wird. Genau so hab ich mich aber auch auf den Kaiserschmarren gefreut und den gibt es immer noch. Dieses Jahr schaut er aber anders aus. Er schmeckt immer noch genial, aber früher hatte er eine kräftigere Farbe. Weil gerade nichts los ist frag ich Anja danach.
Es liegt an den Eiern und an dem Lieferanten. Seit letztem Jahr verwenden Sie nur noch Eier aus einem Betrieb hier in der Gegend, der die Hühner in Freilandhaltung hält. Die Eier davor kamen aus dem Großhandel und sie konnten nie ganz sicher sein, wie sie produziert wurden. Es ist aber das erklärte Ziel mehr und mehr auf Bio und noch mehr auf regionale Hersteller zurückzugreifen.
Das ist, wie ich erfahre kein einfaches Unterfangen, weil es noch zu wenig Hersteller gibt die ganz auf Bio setzen.
Das Gemüse beziehen sie von einem Gärtner der seine Felder nur ein paar Autominuten vom Hof entfernt hat. Hier baut Sepp zusammen mit seinen beiden Söhnen das an, was am Abend bei uns auf dem Teller landet.
Bei meinem Besuch in der Gärtnerei ist die Auswahl jahreszeitlich bedingt noch überschaubar, aber das ist Ende März ganz normal. Gerade sind sie dabei frischen Spinat zu ernten und auch der Meerrettich wird gerade gestochen, der wird hier traditionell an Ostern zum Osterschinken gereicht. Vollbeladen mit frischen Gemüse geht es zurück ins Edelweiss.
Auf der Fahrt erzählt mir Ehwald wie er die Züchter für Rind und Schweinefleisch auswählt. Die Tiere müssen aus der Gegend stammen. Es sollen nur noch regionale Produkte auf die Karte kommen. Bei Rind und Schweinen kauft er immer das komplette Tier und zerlegt es selber. Als gelernter Metzger und Koch weiß er, dass man wirklich alle Teile verwerten kann. Mit dieser Einstellung ist er hier in der Gegend Vorbild für manch andere Betriebe.
Schwierig ist es bei der Pizzeria, frische Tomaten Zucchini und Paprika gibt es um diese Jahreszeit halt nicht. Anja die Wirtin überlegt daher dieses Jahr Gemüse im größeren Still einzukochen und zu trocknen um nach und nach das Konzept der saisonalen und regionalen Küche konsequent durchziehen zu können.
Ich bin ehrlich gesagt von dieser Idee sehr beeindruckt. Man muss wissen, dass das Edelweiß ein kleiner Familienbetrieb ist und kein Sternehotel. Während im Ort unten ein Hotel nach dem anderen mit Wellness-Oasen aufrüstet, geht es hier oben noch sehr bodenständig zu. Die Speisekarte ist einfach gehalten – aber genau da sehe ich eine große Chance. Es wird mit dem gekocht, was gerade verfügbar ist und weil man als Gast gut informiert wird, vermisst man auch nichts.
Zurück auf dem Hof gönne ich mir dann noch eine große Portion Kaiserschmarren. Manuell nimmt Mehl und Milch und rührt daraus einen Teig. Ein Rezept gibt es nicht, er macht das nach Augenmaß. Wichtig ist nur, dass die Eier erst am Schluss vorsichtig untergerührt werden, dadurch geht der Kaiserschmarren besser auf. Ich habe also wieder was gelernt.
Wer mehr erfahren will sollte selber hinfahren. Meine absolute Empfehlung, vor allem für Familien mit Kindern, MTB-Fahrer und Pferdenarren und alle die einfach mal Ausspannen wollen.
Reiterhof Edelweiss
Saltenweg 6
39050 – Jenesien – Italien
Tel.: +39 0471 354106
Fax: +39 0471 354082