Mit dem Tom Collins widmen wir uns wieder mal einem klassischen Gin-Cocktail. Er ist zitronig-frisch und super spritzig und schmeckt fast schon wie eine selbstgemachte Zitronenlimonade mit „Schuss“. Durch die Verwendung des Old Tom Gins wird die süße Komponente des Cocktails betont, ohne dabei aber gleich aufdringlich süß zu sein.

Wer bitte ist dieser „Tom Collins“?

von | Jan 23, 2018 | Cocktails, Let's talk about Gin

Tom Collins – Klassischer, spritziger Gin-Cocktail. Auch wenn der Tom Collins eigentlich eher für die wärmeren Tage des Jahres gedacht ist, könnt ihr ihn natürlich auch im Herbst und Winter genießen, denn er ist einfach und schnell zubereitet und somit immer geeignet.

Tom Collins Historie

Wie bei vielen historischen Cocktails so ranken sich auch um dem Tom Collins unterschiedliche Geschichten. Sicher ist, dass das „Tom Collins“ Rezept das erste mal 1876 in dem Buch „Bar-Tender’s Guide“ von dem in New York ansässigen Bartender Jeremiah „Jerry“ P. Thomas erschienen ist. Allerdings gab es bereits seit den 1860gern einen Drink mit dem Namen „Jim Collins“, der angeblich von dem gleichnamigen Oberkellner (John Collins) in dem Londoner Hotel und Kaffeehaus „Limmers Old House“ serviert wurde und identische Zutaten wie der Tom Collins aufwies. Da das Rezept für den Jim Collins ausdrücklich nach einem Old Tom Gin „verlangte“, könnte die Annahme naheliegen, dass aus Jim im Laufe der Jahre Tom wurde. Dies ist bis heute allerdings Spekulation.

Hast du Tom Collins gesehen?

Eine weitere Spekulation ist auch die Tatsache, dass der Name des Cocktails von einer „Tom Collins Scherzmeldung“ (dem sog. Tom Collins Hoax) herrührte. Anfang der 1870iger starteten viele Leute in den USA ihre Konversation mit den Worten „Hast du Tom Collins gesehen?“ Wohlwissend für viele, dass es sich hierbei nur um eine fiktive Person handelte wurde daraus für andere eine reale Person, die sich beispielsweise über einen lustig machte oder Gerüchte über einen verbreitete. Diese Falschmeldung schaffte es sogar in einige Zeitungen in den USA. Letztendlich ist es schwierig, die originäre Quelle der Namensgebung für den Tom Collins auszumachen.

Wie bei vielen beliebten Drink wurde auch der Tom Collins über die Jahre abgewandelt und so wurde beispielsweise der Gin durch andere Spirituosen, wie Whiskey, Brandy, Wodka oder Rum ersetzt. Heute gibt es dementsprechend zahlreiche Collins-Arten und Rezepte.

Collins oder Fizz –was aber genau ist der Unterschied?

Oftmals wird der Tom Collins mit einem Gin Fizz verwechselt, der fast identische Zutaten ausweist und ähnlich zubereitet wird. Die Experten streiten sich hier um die exakten Unterschiede. Oftmals wird angenommen, dass der einzige Unterschied darin besteht, dass der Tom Collins gerührt und der Gin Fizz in einem Shaker geschüttelt wird. Hmm, wahrscheinlich wäre es zu einfach, wenn wir diese Aussage einfach als valide hinnehmen würden. Vielleicht sollten wir der Cocktail-Welt überhaupt ein wenig mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, auch wenn es nur um eine scheinbar philosophische Betrachtung geht.

Zu dieser hat auch einer der renommiertesten Cocktail-Historiker und -Experten David Wondrich mit seinem Buch „Imbibe!“ aus dem Jahre 2007 beigetragen. In seinem Buch sagt Wondrich: “…the only difference between the two is that the Collins uses more of everything and goes into a bigger glass.

In einem interessanten Internet-Artikel, der sich genau mit den Unterschieden zwischen Collinses und Fizzes auseinandersetzt heißt es weiterhin:

Collinses, being a larger drink than Fizzes, need to have ice in the glass to maintain its coldness for longer, and having ice in the glass in turn eliminates the need to shake the drink – the drink can simply be built on ice directly in the glass it is served in. Fizzes, on the other hand, is meant to be downed ‘with dispatch’, so is served in a smaller glass than Collinses. Small serving size means that there is no need to provide a ‘battery’ to prolong the coldness of the drink, so no ice is necessary in the glass – shaking the drink with ice and straining it into a pre-chilled glass will provide sufficient chill to the drink

Tom Collins Gin Fizz
Serviert in einem 420-480ml großem Glas Serviert in einem 240ml großem Glas
Serviert in einem mit Eiswürfeln gefüllten Glas Auf Eis geschüttelt und dann in einem gekühlten Glas ohne Eis serviert
Verwendung von Soda-/Mineralwasser aus einer Flasche mit Verschluss Verwendung von Soda aus dem Siphon
Vorsichtig rühren, nachdem Soda hinzugeben wurde Kontinuierlich rühren, wenn Soda hinzugegeben wird

Tabelle: Überblick Unterschiede zwischen einem Tom Collins und einem Gin Fizz

Nun ja, jetzt seid ihr schlauer und lasst euch in Zukunft in einer Bar keinen Ginz Fizz mehr für einen Tom Collins vormachen

Old Tom Gin und die Sache mit der schwarzen Katze

Auch wenn ich euch vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal kurz den Old Tom Gin vorgestellt habe (Gin Kategorien), möchte ich es nicht missen, euch etwas intensiver mit dieser Gin Art vertraut zu machen. Immerhin ist der Old Tom Gin für die Herstellung des Tom Collins eine „verpflichtende“ Komponente…übrigens noch ein Unterschied zu dem Gin Fizz, der „lediglich“ nach einem „normalen“ Gin fragt.

Old Tom Gin (oder auch einfach nur Tom Gin oder Old Tom) ist eine eigene Gin-Kategorie und für mich einer der am meist unterschätzten Gins, was eigentlich schade ist. Ich bezeichne diesen Gin gerne auch kurz einfach nur mit „OTG“ – übrigens nicht zu verwechseln mit „OMG!“ Der Old Tom Gin war vor allem im 18. Jahrhundert in England sehr populär. Mit dem Aufkommen des London Dry Gins ist er aber in eine Art Bedeutungslosigkeit versunken und hat erst Anfang des 20. Jahrhunderts einen „Mini-Relaunch“ erfahren. Der OTG wird oftmals auch als „fehlender Link“ zwischen einem holländischen Genever und einem London Dry Gin gesehen, da er weniger süß als Genever aber leicht süßer als ein London Dry Gin ist. Einige bezeichnen den Old Tom manchmal auch als die süße Variante des London Dry Gins.

Der Name „Old Tom Gin” rührt angeblich von Holztafeln her, die die Form einer schwarzen Katze hatten (dem sog. „Old Tom“), welche an der Außenseite von einigen englischen Pubs im 18. Jahrhundert montiert waren. Im Zusammenhang mit dem zunehmenden „Gin-Siechtum“(Gin Craze) im 18. Jahrhundert versuchte die Britische Regierung dieses mit prohibitiven Steuern und Lizenzen Herr zu werden, was dazu führte, dass sich einen „Untergrundszene“ entwickelte, die versuchte, die restriktiven Maßnahmen der britischen Regierung zu umgehen. Hieraus resultierte auch das sogenannte Old Tom Schild. In dem Schild versteckt befanden sich ein Geldschlitz und ein Ausgussrohr integriert in eine Katzenpfote. Über das Rohr wurden dann zahlende Kunden auf der Straße mit Gin-Shots, welche vom Inneren des Pubs vom Bartender ausgeschenkt wurden, bedient. (https://en.wikipedia.org/wiki/Old_Tom_gin)

Auch wenn der Old Tom Gin in der Gin Szene immer noch eine Nischendasein fristet, so gewinnt er langsam an Bedeutung. Die heutigen OTG‘s haben nicht mehr mit dem billigen, süßen Fusel  aus dem 18. Jahrhundert zu tun. Ganz im Gegenteil vielfach sind Old Toms richtig gut (wenn natürlich auch etwas süßer als ein London Dry) und stecken geschmacklich voller Überraschungen. Selbst von den Barrel aged Varianten bin ich positiv überrascht.

Old Tom Gin ist die natürlich die erste Wahl für die Zubereitung für einen Tom Collins, wenn es jedoch um einen G&T geht scheiden sich die Geister. Die einen sagen, ein Old Tom sollte auf gar keinen Fall mit Tonic genossen werden, die anderen sind sehr liberal und sagen, dass ein Old Tom sehr wohl immer mit Tonic funktioniert. Ich glaube die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo in der Mitte. Durch seine Eigensüße würde ich einen Old Tom immer nur mit einem trockenen, wenig süßen Tonic genießen, ansonsten verliert er sich im eignen Zuckerrausch, was sehr schade wäre. Natürlich gilt diese Aussage nicht für die Barrel aged Varianten. Diese sollten auf gar keinen Fall mit Tonic getrunken werden.

Schnell zubereitet, super frisch

Der Tom Collins ist Vertreter der „Frische-Fraktion“ und lässt sich mit wenigen Zutaten im Handumdrehen zubereiten. Die Balance zwischen sauer und süß sowie die Verwendung von kohlesäurehaltigen Mineralwasser lässt ihn schon fast wie eine selbstgemachte Limonade erscheinen, die durch den OTG noch den richtigen Kick verliehen bekommt. Wie bei fast allen klassischen, sprich historischen Cocktails gibt es auch für den Tom Collins zahlreiche Rezeptvarianten und Abwandlungen. Ich stelle euch hier ein aktuell gängiges Rezept vor.

Tom Collins

Rezept drucken

Zutaten

  • 5 cl Old Tom Gin
  • 3 cl frisch gepresster Zitronensaft
  • 2 cl Zuckersirup
  • Zitronenscheibe Bio
  • Kohlensäurehaltiges Mineralwasser zum Auffüllen
  • Cocktailkirsche optional

Anleitungen

  • In ein großes Longdrinkglas drei bis vier Eiswürfel geben, Gin, Zitronesaft und Zuckersirup hinzufügen und mit Mineralwasser auffüllen. 
  • Mit einem Barlöffel vorsichtig umrühren und mit einer Zitronenscheibe oder einem Zitronenstück sowie einen Cocktailkirsche dekorieren.

Zu guter Letzt

Auch wenn der Tom Collins so ein bisschen wie selbstgemachte Zitronenlimonade mit Schuss schmeckt, ich finde ihn einfach nur großartig. Er ist schnell zubereitet und braucht nur wenig unterschiedliche Zutaten, deshalb ist er ein idealer Begleiter für jede Gin-Party. Der Old Tom verleiht diesem Cocktail-Klassiker seinen besonderen Touch. Natürlich schmeckt dieser frische und zitronige Cocktail besonders gut im Sommer oder Frühling, ihr macht absolut nichts verkehrt, ihn auch zu einer anderen Jahreszeit zu genießen. Und wenn euch in Zukunft ein Möchtegernbartender in einer Hipster-Bar wieder mal einen Gin Fizz als einen Tom Collins verkaufen will, dann erzählt ihm doch einfach mal die Geschichte von der schwarzen Katze ;)