Flüssige Schätze aus der Steiermark - ein Ortstermin

Vom Obstbauern zum Essig- und Edelbrand Produzenten

Wer auf ganz besondere Essige steht, gerne außergewöhnliche Edelbrände zu schätzen weiß oder auch mal einen richtig klasse Gin probieren möchte, der stößt früher oder später auf Gölles oder wird jetzt von uns darauf gestoßen, denn wir waren dort und haben uns mal umgesehen.

von | Jun 13, 2018 | Geschichten & Berichte, Werbung

David Gölles, den Junior Chef, lernten wir Anfang des Jahres auf einer Messe in München kennen. Er präsentierte dort sein neues Baby, den ‚Hands-on Gin’. Aber nicht nur Gin wird in im Hause Gölles produziert. Das Familienunternehmens produziert vor allem Balsamessigen und feinen Edelbränden, die weit über die Grenzen hinaus begehrt sind. Als uns Gölles zu sich in die Steiermark einlud damit wir uns das alles mal grenauer ansehen können, haben wir nicht lange gezögert und uns auf den Weg gemacht.

Die Fahrt von München in die südöstliche Steiermark zieht sich etwas. Zwar ist die Landschaft auch von der Autobahn aus nett anzusehen, wir sind aber froh, als wir nach 5 Stunden endlich das Ziel erreicht haben.
Gölles hat uns im 4 Sterne Genusshotel Riegersburg einquartiert. Das Hotel zeichnet sich durch seine unverwechselbare Lage aus. Die vier Etagen des Gebäudes sind stilvoll eingebettet in einen traditionsreichen Weinberg mit Blick auf das steirische Hügelland. Die Zimmer sind sehr einladend. Hier kann man sich sofort wohlfühlen und die Seele baumeln lassen. Eine Terrasse lädt zum Sonnentanken ein (wenn sie dann scheint) oder einfach nur zum Genießen des wunderschönen Ausblicks.

Abends wird geschlemmt

So eine lange Fahrt macht natürlich hungrig, und so freuen wir uns sehr auf den Abend. Das Hotel nennt sich zu Recht Genusshotel. Zum Abendessen serviert der Küchenchef Rainer Kaufmann sein 5-Gang Menü. Auf persönliche Wünsche und Vorlieben wird dabei eingegangen. Kaufmann und sein Team servieren täglich kreative und moderne, regional beeinflusste Gerichte auf hohem Niveau.

Dem Küchenchef und der Familie Gölles ist die nachhaltige Zusammenarbeit mit heimischen Bauern und Lieferanten wichtig. Nur so können sie dem eigenen Qualitätsanspruch aber auch dem Slow Food Gedanken („regionale Zutaten und Nahrungsmittel first“) Rechnung zu tragen. Ganz ehrlich, das macht sich natürlich auch geschmacklich bemerkbar. Einige der Produzenten haben wir währen unseres Aufenthalts auch besucht und in diesem Artikel darüber berichtet: Genussreise Steiermark

Küchenchef Rainer Kaufmann

 

Genusshotel Riegersburg
Starzenberg 144
8333 Riegersburg, Austria
www.genusshotel-riegersburg.at

Tradition trifft Innovation

Über gutes Essen freuen wir uns natürlich immer, vor allem wenn wir es nicht selber kochen müssen, der Grund unseres Aufenthalts ist aber ein anderer. Wir wollen wissen wo die leckeren Edelbrände und Essige von Gölles herkommen und wie sie gemacht werden.

Bevor man eine Reise tut, sollte man sich informieren. Das haben wir auch gemacht. Wir wussten, dass Gölles ein führender Essig-Produzent ist, dass sie Edelbrände herstellen + Gin + Whiskey, und dass man sich die Produktion auch ansehen kann. Deswegen sind wir ja hier. Was wir nicht wussten, man schaut sich bei Gölles nicht nur die Produktion an – nein, man erlebt sie, und zwar mit allen Sinnen. Die vermeintlich kleine Manufaktur hat einen beeindruckend großen Parkplatz!

Die gläserne Manufaktur ist ein beeindruckend großes Besucherzentrum. Hier lernt man alles über die Produktion von Edelbränden und Essig.

Ein wenig einschüchternd ist es schon die große Treppe des Besucherzentrums zu besteigen. Wir waren auf eine kleine Manufaktur eingestellt, was uns hier erwartete hat uns ein wenig umgehauene. Thomas hat erst mal sein Weitwinkel geputzt. Das ist hier schon sehr groß. Wir bekommen dann auch gleich eine private Führung von der Chefin persönlich.

Die Manufaktur

Die gläserne Manufaktur wie sich das Besucherzentrum nennt gibt es schon seit 1993. 2015 wurde dies aber „etwas“ erweitert und neu gestaltet. Besucher können sich hier ziemlich frei bewegen und alles genau betrachten.

Die Geschichte von Gölles. Begonnen hat alles damit, dass der jetzige Chef seinerzeit nach der Schule mit dem Brennen begonnen hat.

So lernt man, dass hier bereits in der dritten Generation Obstanbau betrieben wird. Das Destillieren von Edelbränden war erst nur eine Liebhaberei von Alois Gölles, dem jetzigen Chef und auch die Produktion von Balsamessig war nicht von Anfang an so geplant.

Eigentlich wollten man Obst verkaufen wie man es halt schon immer gemacht hat, aber es kam anders als geplant. Heute gibt es zwanzig verschiedene Edelbrände und ebenso viele Essige. Obst wird immer noch angebaut, aber nur noch für die Edelbrände.

 

Auf unseren Weg durch die Ausstellung kommen wir an verschiedenen Stationen vorbei. Auf einer Waage können wir selber ausprobieren, wieviel Obst man für einen bestimmten Obstbrand benötigt. 10 kg Kirschen braucht es, um 1 Liter Kirschbrand zu produzieren, oder 25 kg Quitten, für 1 Liter Quittenbrand. Wenn man die Holzklötze die jeweils ein Kilo wiegen auf die Wage schaufelt, wird einem schnell klar, warum Edelbrände Geld kosten.

Das größte Essiglager in Europa. Hier lagern die Essige über Jahre. Nach 8 – 10 Jahren ist 1/3 des Inhalts verdunstet.

Die Essigproduktion ist genau so beeindruckend. Um Balsamessig in der Qualität produzieren zu können, wie Gölles es tut, braucht es zwei Dinge. Perfekte Rohstoffe und Zeit – viel Zeit. Wie bei gutem Wein, wird ein Essig um so besser, je länger er lagert. Bei Gölles lagert viel Essig. Je nach Art in unterschiedlichen Fässern. Ganz besondere Essige – die auch mal mehrere Jahrzehnte alt sein können, lagern in einem extra Raum, der Schatzkammer wie man uns erklärte. Hier lagert im wörtlichsten Sinn die Creme de la Creme. Balsamessig wird mit der Zeit sirupartig, weil immer mehr verdunstet.

In der Schatzkammer lagern die besonders wertvollen Balsamessige. Die Fässer sind offen und nur mit einem Leinentuch abgedeckt.

Gölles war der erste Anbieter von Apfel-Balsamessig. Balsamessig wurde bis dahin immer nur aus Trauben erzeugt. Mittlerweile gibt es auch Essig aus Tomaten, Spargel, Birne und und und…

Im Laufe der Besichtigung kommen wir auch an einer Station vorbei bei der man die verschiedene Essige probieren kann – unglaublich diese Vielfalt (vielleicht sollten wir Besucher empfehlen Salat hineinzuschmuggeln ;)
Auch die verschiedenen Brände kann man während der Tour erleben, allerdings nur mit der Nase. Wir haben es da etwas besser, wir dürfen auch probieren. Nach unserem Rundgang baut  Johannes Gölles, einer der drei Söhne, an der Bar das komplette Portfolio auf. Bei manchen der Brände z.B. Saubirne, konnten wir noch nicht mal sagen, wie die Frucht dazu ausschaut (was allerdings auch bedeutet, dass hier wer nicht aufgepasst hat, denn bei dem Rundgang wurde das schon mal erklärt)

Auch wenn die Versuchung noch so groß ist, wir bleiben standhaft und riechen nur (…meistens wenigstens). Als der Gin Tonic mit dem hauseigenen Hands-on Gin vor Thomas steht, ist es um die Selbstbeherrschung geschehen. Er kann halt allem Wiederstehen nur nicht der Versuchung.

Eine Flasche von dem Gin haben wir übrigens mitgenommen und Jamie Oliver überreicht. Da er sich bisher nicht beklagt hat, gehen wir davon aus, dass ihm der Gin ebenfalls geschmeckt hat, wir finden ihn super.

Gölles Manufaktur
A-8333 Riegersburg
Stang 52
Tel.: +43 3153 7555″>+43 3153 7555
www.goelles.at

ÖFFNUNGSZEITEN
April – Oktober: Mo – Sa, 9 – 18 Uhr
November – März: Mo – Sa, 10 – 17 Uhr
Sonntage geschlossen!

Genussnetzwerk Südoststeiermark

Gölles ist ein erfolgreicher Familienbetrieb in der dritten Generation. Das Unternehmen hat die Zeichen der Zeit erkannt. Alois Gölles ist nicht nur ein ambitionierter und zielstrebiger Unternehmenslenker, er ist auch der Initiator für ein „kulinarische Südoststeiermark Netzwerk“. Bei dem Netzwerk geht es darum, dass sich die verschiedenen Anbieter und Produzenten aus der Region gegenseitig weiterempfehlen und unterstützen. Letztendlich handelt es sich bei diesem Genussnetzwerk um eine klassische Win-Win-Win-Situation, die den lokalen Betrieben hilft, sich gegenseitig zu befruchten, die Region für den Tourismus attraktiver gestaltet, aber auch den Besuchern einen Erlebnisaufenthalt sichert. Einen allumfassenden Überblick der kulinarischen Betriebe und Manufakturen im steirischen Vulkanland finden man unter: http://www.gutfinden.at/vulkanland/

Bild: www.genusshotel-riegersburg.at

Fazit

Vielleicht ist es die besondere Hingabe zur Natur und die Kombination von traditionellen Herstellungsmethoden, verbunden mit innovativen Ideen, die das Unternehmen Gölles so erfolgreich macht. Vielleicht ist es die persönliche Ansprache der Gäste, der Familiengedanke und die Offenheit, die das Unternehmen Gölles so sympathisch macht. Vielleicht ist es das Netzwerk aus unterschiedlichsten Betrieben, das gegenseitige Befruchten und Unterstützen sowie der freundliche Umgang miteinander, der dafür sorgt, dass das Unternehmen Gölles ein wichtiges Fundament für die Südoststeiermark bildet. Mit Sicherheit ist es aber der Qualitätsanspruch, die Bodenhaftigkeit sowie ein gutes Verständnis der Kundenansprüche und ein gesundes Streben nach Kreativität, dass das Unternehmen Gölles besonders macht.
Wir haben uns gefreut, dass wir mit offenen Armen empfangen worden sind und dass wir viel Neues bezüglich der Herstellung von Essig und „anderen kostbaren Flüssigkeiten“ lernen durften. Gerne kommen wir beizeiten wieder einmal vorbei (wir haben es nicht geschafft die Sauna im Hotel zu testen).