Singapore Sling – Gin-Cocktail mit über hundertjähriger Geschichte

Wenn ich nach meinem „All-Time-Lieblings-Gin-Cocktail“ gefragt werde, muss ich nicht zweimal überlegen. Es ist definitiv der Singapore Sling. Aber warum ist das so? Na ja, die Auswahl und Zusammenstellung der Zutaten, sein außergewöhnlicher Geschmack und die unglaubliche Frische machen ihn einfach zu etwas ganz Besonderem. Darüber hinaus bezeichne ich Singapur immer als meine zweite Heimat und diese Verbundenheit zu diesem großartigen Stadtstaat in Südostasien materialisiert sich auch in Singapurs Nationalgetränk.

Singapur – ein Blick hinter die Kulissen von „Little Red Dot“

Singapur oder offiziell die Republik von Singapur ist ein souveräner Inselstaat in Südostasien. Häufig wird Singapur auch als “Lion City”, “Garden City” oder einfach nur als “Little Red Dot” (kleiner roter Punkt) bezeichnet. Der flächenmäßig kleinste Stadtstaat Südostasiens grenzt im Norden an Malaysia und ist im Süden von den indonesischen Riau Inselgruppen umgeben. Der multi-ethnische Staat, bei dem Chinesen, Malaien und Inder die größten Bevölkerungsgruppen stellen, gilt zu den zehn meistbesuchten Städten der Welt.

Singapur gehört zu einem der wohlhabendsten und am stärksten deregulierten und privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Singapur ist ein globaler und aufgrund seiner Lage wichtiger Handels-, Finanz- und Transporthub sowie eine Steueroase. Auch technologisch ist Singapur sehr gut aufgestellt und zeichnet sich durch eine grüne Energiepolitik aus. Diese sorgt auch dafür, dass die tropische Insel ihre typische Flora und Fauna – bspw. in Form von Gärten und Parks – behält und sogar ausbaut.

In 1819 wurde die Kolonie Singapur von Stamford Raffles als Handelsposten der East India Company gegründet. Nach dem Zusammenbruch und dem anschließenden Etablierung des Britischen Empires wurde die Insel 1826 Britannien zugesprochen. 1965 wurde Singapur eine souveräne Nation.

Seit dem Jahr 1964 ist der sog „Merlion“ das Wahrzeichen Singapurs –ein Fabelwesen mit einem Löwenkopf und einem Fischkörper.

Singapore Sling – von großartig bis na ja

Wenn es einen Gin-Cocktail gibt, dem ich den höchsten Respekt zolle, dann ist es der Singapore Sling. Eine perfekte Mischung aus Süße, Frische und Bitterstoffen machen den Singapore Sling für mich zu einem König der Cocktails. Und es ist verständlich, dass in dem tropisch feucht-warmen Inselstaat Singapur, dieser Cocktail für ein wenig Abkühlung sorgen kann.

Allerdings ist Singapore Sling nicht gleich Singapore Sling. Es gibt zahlreiche Varianten und „Abwandlungen“ sowie eine kontroverse Diskussion über den Ursprung und den Erfinder des Singapore Slings.

Nach herrschender Meinung soll das Nationalgetränk Nummer eins in Singapur erstmals 1915 in der Long Bar des Raffles Hotel Singapore vom Bartender Ngiam Tong Boon kreiert worden sein (damals noch als „Gin Sling“). Übrigens selbst das Raffles Hotel wirbt heute noch hiermit.

Wer jedoch, so wie ich, schon oft in Singapur war und sich auf die Suche nach den Ursprüngen eines der weltbesten Cocktails macht, könnte unter Umständen enttäuscht werden. Das was heute in der Long Bar vom Raffles Hotel für ca. 25 Singapur Dollar, also umgerechnet also 17 Euro serviert wird, ist schlicht und ergreifend nicht einem Singapore Sling würdig. Hier wird nicht mehr individuell gemixt sondern eine vorgefertigte, gekühlte Mischung aus einem Plastik-Krug in ein Highball Glas geschüttet.

Auf der Suche nach dem Original Singapore Sling

Selbst bei der im Lion State heimischen Fluglinie „Singapore Airlines“ schmeckt der „Sing Sling“ um Längen besser. Natürlich wird auch dieser hoch über den Wolken nicht individuell von einem Bartender gemixt ABER immerhin ist die Fertigmischung, die mit Eis und Ananassaft aufgefüllt wird, wirklich geschmacklich gut! UND: selbst in der Economy Class gibt es diesen Drink ohne, dass der Reisende dafür bezahlen muss.

In meinen Besuchen in den zahlreichen und unterschiedlichen Bars in Singapur gab es keinen Singapore Sling, der gleich dem anderen war – sicherlich auch ein Zeichen dafür, dass es einen sehr breiten Interpretationsspielraum für dieses Getränk gibt. Allerdings gibt es, im Gegensatz zur Long Bar, andere Bars, die ihr Handwerk verstehen und einen wirklich guten Singapore Sling servieren.

Singapore Sling – das Originalrezept

Das Rezept der IBA (International Bartender Association) ist für mich nach wie vor die Messlatte, wenn es um einen guten Singapore Sling Rezept geht.

Link: https://en.wikipedia.org/wiki/Singapore_Sling

Kurioser Weise soll dieses Rezept genau die Basis für den Singapore Sling sein, der in der Long Bar des Raffles Hotel serviert wird. Doch genau hier fängt es an, „seltsam“ zu werden, denn das, was ich getrunken habe, entsprach definitiv nicht diesem Rezept.

Durch seine Vielschichtigkeit und Komplexität macht der Singapore Sling einfach nur Spaß im Mund: viel Frucht (Ananas, Kirsche, Zitrone und Orange) kombiniert mit Kräuter und Bitteraromen sowie der besonderen Note von Gin

Singapore Sling – angeblich das Original

Ich persönlich finde, dass gerade ein eher fruchtiger Gin, die besonderen Fruchtaromen des Singapore Sling sehr gut unterstreicht.

SingaporeSling GinCocktail

Singapore Sling – angeblich das Original

Rezept drucken

Zutaten

  • 3 cl Gin
  • 1,5 cl Cherry Brandy
  • 12 cl Ananassaft
  • 1,5 cl Zitronensaft
  • 0,75 cl Cointreau
  • 0,75 cl Dom Benedictine
  • 1 cl Grenadine
  • Dash Angostura Bitter
  • Ananasstück und Stilkirsche

Anleitungen

  • Gin, Cherry Brandy, Cointreau, Dom Benedictine, Zitronensaft, Ananassaft, Grenadine und Angostura Bitter in einem Shaker auf Eiswürfel kräftig schütten und in ein Highball Glas ohne Eis abseihen. Mit Ananas und Stilkirsche dekorieren.

Notizen

Optional gibt es auch Rezepte, die noch etwas frisch geriebene Muskatnuss zum Schluss hinzugeben.

Singapore Sling – von Charles Schumann

Einer meiner Favoriten des Singapore Sling (oder Straits Sling) stammt von dem Kultbartender Charles Schumann (Referenz: American Bar von 1991).

SingaporeSling GinCocktail

Singapore Sling – von Charles Schumann

Rezept drucken

Zutaten

  • 4 cl Gin
  • 1-2 cl Cherry Brandy
  • 2-3 cl Zitronensaft
  • 1 cl Zuckersirup
  • 1 Barlöffel Puderzucker
  • Mineralwasser zum Auffüllen
  • Stilkirsche

Anleitungen

  • Gin, Zitronensaft, Zuckersirup und Puderzucker in einem Shaker auf Eiswürfel kräftig schütten und in ein Longdrinkglas auf Eiswürfel abseihen und mit Mineralwasser auffüllen.
  • Cherry Brandy vorsichtig dazu gießen und mit Stilkirsche garnieren.

Notizen

Ich persönlich finde zu „diesem“ Singapore Sling passt gut ein London Dry Gin. Wer mag kann auch gerne noch einen Spritzer Angostura Bitter hinzugeben.

Sinners Poor Cherry Sling

Wenn ihr experimentierfreudig seid und das Kirscharoma noch stärker in den Vordergrund stellen wollt, dann solltet ihr unbedingt auch einmal meine Variante des Singapore Slings ausprobieren.

SingaporeSling GinCocktail

Sinners Poor Cherry Sling

Rezept drucken

Zutaten

  • 4 cl Gin
  • 2 cl Cherry Brandy
  • 1 cl Dom Benedectine
  • 2 cl Limettensaft
  • 2 cl Zuckersirup
  • 6 cl Kirschsaft
  • 2 Dash Angostura Bitter
  • Mineralwasser zum Auffüllen
  • Amarenakirsche

Anleitungen

  • Gin, Cherry Brandy, Dom Benedictine, Limmetensaft, Zuckersirup, Kirschsaft und Angostura Bitter in einem Shaker auf viel Eiswürfel kräftig schütten und alle Zutaten in ein Longdrinkglas schütten und mit Mineralwasser auffüllen.
  • Mit Amarenakirsche garnieren.

Ich glaube letztendlich ist es nicht entscheidend herauszufinden, wer historisch für den ersten Singapore Sling verantwortlich zeichnet. Viel wichtiger ist es einen Singapore Sling zu kreieren, der einfach nur gut schmeckt. Da Geschmäcker vielschichtig sind, gibt es heute auch ein breites Spektrum an Slings. Jeder muss seine individuellen Vorlieben für den König der Cocktails herausfinden. Ob mit oder ohne Ananassaft, ob mit oder ohne Kräuterlikör, all das bleibt jedem Singapore Sling Fan selbst überlassen. Wichtig ist jedoch, dass die Zutaten und die Zubereitung stimmig sind und das der Sing Sling einfach nur Spaß im Mund macht.

Einen Singapore Sling sollte man immer solo trinken, also vor oder nach dem Essen. Dieser Cocktail ist prinzipiell Jahreszeiten unabhängig, bereitet allerdings im Sommer größeren Spaß und ist damit etwas mehr Hommage an das feucht warme Klima von „Lion City“ – Roar!