Zu Gast in der Frontküche

von | Okt 30, 2012 | Geschichten & Berichte

Es ist kurz vor 12:00 Uhr. Ich steh vor dem Haus Theresienstraße 93 in München. Kein Schild weist darauf hin was sich hinter der unscheinbaren Fassade verbirgt. Heute besuche ich Britta Jakob in der Frontküche. Den Tip hab ich im Internet gelesen, jetzt bin ich gespannt wie es hier live ist.

Die Frontküche ist wie der Name schon vermuten lässt eine große Küche in einem Ladenlokal mit einer großen Tafel für die Gäste. Täglich gibt es hier ein neues 3 Gänge Menü inkl. Kaffee und Getränk.

Obwohl ich sehr früh dran bin, sind die erste Gäste schon da. Britta begrüßt mich herzlich. Sie steht am großen Küchenblock und rührt in den Töpfen. Eindeutig, das hier ist eine Küche und hier wird gearbeitet. Ich fühl mich sofort wie zu Hause.

Ich setz mich an den großen Esstisch und schau zu wie Britta am Herd das Essen zaubert. Der Tisch ist liebevoll gedeckt. Wasser nimmt man sich einfach selber, das ist im Preis schon inbegriffen.

Dass ich neu bin fällt der Gastgeberin gleich auf. Hier kennt man sich noch. Die Gäste kenn sich untereinander, es herrscht eine entspannte familiäre Atmosphäre. Ich habe gerade meine Suppe bekommen und frisches hausgemachtes Brot, da betreten zwei weitere Gäste den Raum und setzen sich mit an den Tisch.
Britta, die Köchin beauftragt die beiden gleich dem ‚Neuen‘ – das bin ich – zu erklären wie das hier so läuft, dann ist sie auch schon wieder hinter ihren Töpfen verschwunden.

Wie das hier so läuft ist schnell erklärt. Man kommt herein, sucht sich einen Platz an der langen Tafel und bekommt kurz darauf sein Essen. Gutes Essen, gute Gesellschaft und vor allem eine super schöne Lokation – so einfach kann das sein.

So nach und nach füllt sich der Laden. Die meisten Leute scheinen Stammgäste zu sein und mein Gegenüber erzählt mir, dass die Frontküche für viele Bewohner im Haus so was wie das zweite Wohnzimmer ist. Er selbst kommt seit der Eröffnung vor 5 Jahren regelmäßig vorbei. „Das ist hier besser als in der Lindenstraße“ meint er und ich kann es mir vorstellen.
Warum soll man noch selber kochen, wenn man täglich hier verwöhnt wird. Was es zu Essen gibt erfährt man ab 10:00 Uhr per SMS die man sich zuschicken lassen kann.
Heute gibt es Kartoffelsuppe als Vorspeise, dann Spaghetti Bolognese und zum Nachtisch gebrannte Mandeln und einen Kaffee. Alles selber gemacht versteht sich.

Mittagessen gibt es Werktags von 12:00 bis 15:00 Uhr. Abends und an den Wochenenden können private Events gebucht werden. Das könne Kochkurse sein, private Feiern oder Firmenveranstaltungen. Der Raum gibt es her und bei dieser Gastgeberin ist es sicherlich immer ein Erlebnis.

Mittlerweile sind wir beim Nachtisch angelangt. Gebrannte Mandeln sind vielleicht ungewöhnlich als Dessert, aber dafür duftet jetzt die ganze Küche danach und zusammen mit einem frischen Espresso ist dies ein wunderbarer Abschluss für ein mittägliches 3 Gängemenü.
Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich schon fast eine Stunde hier sitze. Die Zeit vergeht wie im Flug – fast könnte man vergessen, dass die meisten hier nur ihre Mittagspause verbringen und danach wieder an den Schreibtisch zurück müssen. Die Gespräche kreisen nunmehr kreuz und quer um den Tisch und durch den Raum. So etwas habe ich hier in München auch noch nie erlebt. Menschen die sich in einem Lokal unterhalten. Die Stimmung ist hervorragend und immer neue Gäste treffen ein und werden in die Tafelrunde aufgenommen.
Fast schon wehmütig verabschiede ich mich und bezahle. Das war garantiert nicht meine letzte Mittagspause in der Frontküche.

 

Update: Leider gibt es die Frontküche nicht mehr. Ich keine Info erhalten warum Britta aufhören musste. Schade war toll.