Herzprojekt – ein Veranstaltungshinweis

Ich mag keine Innereien, aber ich weiß auch dass ein Tier nicht nur aus Edelteilen besteht, das ist für mich zugegebener Maßen ein Dilema. Gestern hat mich eine liebe Freundin angeschrieben und gemeint es gäbe bald eine wunderbare Möglichkeit um mich vom Gegenteil zuüberzeugen.

von | Sep 13, 2017 | Geschichten & Berichte

Vivi D’Angelo ist Fotografin und veranstaltet zusammen mit dem Nose-To-Tail Koch Vincent Fricke und der Münchner Kunstgalerie Kunsthandel Anne Uhrlandt, ab Ende Oktober eine Ausstellung von einigen ihrer Arbeiten zum Thema Innereien & Nose to Tail. Dazu gibt es an vier Abenden ein Nose-to-Tail Popup-Menü von Vincent.

Das Herzprojekt

Das Projekt nennt sich treffend zweideutig „Herzprojekt
Stattfinden wird das ganze in der Impossanten Location des MMA, einem ehemaligen Heizkraftwerk.
 (alle Fotos Vivi D’Angelo)

Über das Projekt:

Vivi D’Angelo und Vincent Fricke arbeiten bereits seit längerem zusammen an Foodart-Projekten. Vincent Fricke kocht, Vivi D’Angelo inszeniert und fotografiert. Eine geniale Kombination – unterwegs in einem sehr speziellen Bereich der Foodart: das, was kaum jemand wert schätzt, wird wichtig: Essensreste, Innereien, Teile von Tieren, denen niemand mehr Beachtung schenkt in der aktuellen Küche.  Unsere Omas wussten noch, wie man ein ganzes Tier verwertet und eine Schlachtung war ein wirkliches Fest. Endlich viel zu essen! Da war es ganz normal, möglichst jedes Stück vom Tier zu verwenden, haltbar zu machen oder eben zu verwursten.  Und wir? Heute? Schnell ein Steak, möglichst „Bio“, damit wir kein so schlechtes Gewissen haben, oder doch den Hirsch aus Neuseeland im Sonderangebot? Einmal um die Welt gereist zu Dumpingpreisen im Discounter – ganz normal heute. Und bitte ohne Blut, so wenig wie möglich noch als Tier zu identifizieren, sauber verpackt in Plastik aus dem Frischeregal. Vivi und Vincent tun mit ihren Projekten etwas gegen den Fleischkonsum und gleichzeitig etwas dafür. Bewusster Umgang mit Lebensmitteln, mit dem Tier, das „hinter“ dem Stück Fleisch „steckt“.  Zumindest rütteln sie uns wach. Hinschauen, ganz genau hin schauen. Auch wenn es uns nicht gefällt, was wir sehen. Essen, wenigstens probieren! Nicht einfach „iiih – Hirn – ess‘ ich nicht…“ – kein leichter Ansatz und daher umso wichtiger. Die Medien geben ihnen Recht. Der BR hat in einer Reportage über Vincents #nosetotail Kochkunst berichtet (Bayerischer Rundfunk, „Heimatrauschen: Fleischeslust von Kopf bis Huf“ 2.12.2016), die SZ widmete beiden eine ganze Seite (Süddeutsche Zeitung, 13.1.2017)! Und jetzt stehen Vivis Fotografien im Mittelpunkt einer neuen Kooperation – ein Ausstellungs- & Kunstprojekt – diesmal mit Kunsthandel Anne Uhrlandt zusammen.  Zehn Fotografien, jede einzelne ein durchkomponiertes Kunstwerk wie wir es aus der Kunstgeschichte schon von den niederländischen Stillleben des 17. & 18. Jahrhunderts kennen – modern umgesetzt. Edle Marmorplatten, feines Geschirr, dezent und in dunklen Farben gehaltene Arrangements, bieten den Hauptakteuren die große Bühne: INNEREIEN oder kaum beachtete Teile von Tieren. Ein Herz, größer als eine menschliche Hand. Ein Fuß in all seiner Armseligkeit aufwendig präsentiert, dampfend. Das irritiert. Das rührt an. Zeitgenössischer Kontext hält durch Details Einzug: ein tätowierter Frauenarm präsentiert etwas, ein Bein in Netzstrumpfhose und Lack-high heels steht im Bild. Sehr liebevoll hat die Künstlerin sich dem Thema genähert und Ergebnisse geschaffen, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern wirklich etwas bewegen: uns. Die Ausstellung wird begleitet von vier gesetzten Essen. Vincent Fricke lässt sich von den Kunstwerken inspirieren und verwendet die dargestellten Teile in seinen Gerichten.

Text: Kunsthandel Anne Uhrlandt